Zuerst als Kind und Jugendlicher definiert sich Heimat meistens an der Umgebung des Ortes, an dem man sich aufhält oder an die Gegend in der man sich wohl fühlt. Andererseits kommt bei mir auch Heimat auch negativ in den Sinn, wenn ich im Fernsehen, alte „Schinken“, die sich in dem Filmgenre Heimatfilme einordnen lassen. Trifft meistens rund um die Feiertage auf, wenn im Fernsehen der dritten Sender der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten die Filme aus den 50/60ern losgelassen werden. Ich gebe zu, früher habe ich die Filme schon gerne gesehen, wohl aber nur deshalb, weil wir früher nur 3 Programme empfangen konnten (meine Freunde dagegen hatten Kabel oder Satellit, mit RTL, SAT.1 und ProSieben). Heutzutage gucke ich doch hin und wieder solche Filme, wenn sie als Wiederholung frühmorgens oder spätabends gezeigt werden, und auch wenn in den normalen anderen Programmen Castingsondermüll und Scripted-Reality-Zeugs und mal nicht die „heute show“ oder „leute heute“ gezeigt wird. Doch schaue ich heutzutage die Filme mit anderen Augen an. Ja, wie schrecklich doch die Welt (Filmwelt) damals gewesen sein muss und wie „tollkühn“ doch die „Burschen“ (ja, die meisten Heimatfilme die ich zu sehen bekomme, wurden meistens in Bayern, Österreich und in Gegenden gedreht, in denen Bauern, Jäger, Berge, Kühe, Almen, Alpen, vieeeel Natur vorkommt) gegenüber den „Madeln“ (Frauen) sind. Oh weia – da hat sich doch viel alte Ideologie gesammelt und was bin ich froh, dass es heute „Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei“ gibt, wo doch die Autobahn echt gefährlich ist.. (Warum gibt es eigentlich keine Serie, die heißt „Alarm auf Gleis 2 – die Bahnhofspolizei“?? Ich wette, dass auf deutschen Bahnhöfen mehr Verbrechen verübt werden als auf der Autobahn… Könnte ja irgendein Statistiker oder Sozialwissenschaftler dem zu langweilig ist, ausrechnen..) Ich schweife ab…

Ich war bei den Heimatfilmen… Hm.. Ja, in den Heimatfilmen wird ein sonderbares Gefühl zu vermitteln versucht, bei dem ich innerlich das Gefühl bekomme, auf die Toilette zu rennen um mich zu übergeben. Zu 90% tragen die Frauen Kleider und Röcke, sind meistens immer sehr freundlich und lächeln ständig. Also gezwungener Maßen sicherlich, hatten die Frauen damals leider nicht viel mehr zu sagen als vielleicht heute?? (ich will keine Feministendebatte oder Genderdebatte lostreten..) Ich meine ja nur…
Was bin ich froh, dass ich in meinem Bekannten- und Freundeskreis Frauen kenne, die sehr wohl eine eigene Meinung haben, dies auch kundtun und sie auch konsequent vertreten. Und was bin ich auch froh, dass wir Männer auch sagen können, wie glücklich wir uns für einige schätzen können, sie zu haben. Sonst wäre die Welt doch echt langweilig 😉 Äh, ich wollte doch noch kurz was zu den Heimatfilmen versuchen rüberzuvermitteln.. Und die Männer in den Filmen, oder zumindest was sie darzustellen zu versuchen, werden als starke, nie fehlerhafte Personen dargestellt die immer Recht haben und der eine Frau nie zu widersprechen zu versucht. Was bin ich doch froh, in einer anderen Zeit zu leben… In einer echten Welt…

Nun denn, früher hab ich  das Umfeld und die Umgebung von Tübingen (das ist in der Nähe von Stuttgart, jaaa – genau die Stadt mit dem Bahnhof und diesen Demonstrationen undso, Stuttgart hat sicherlich auch viel mehr zu bieten, z.B. die tollen Barcamps 😉 und auch anderes…) für meine Heimat erachtet und geschätzt. Konnte mir nie vorstellen einmal wegzuziehen. Früher. Seit über 1,5  Jahren wohne ich nun hier in Frankfurt am Main und fühle mich inzwischen sehr wohl. In eine Großstadt (aus der Sicht eines Tübingers) zu ziehen wäre mir früher nie in den Sinn gekommen, so hatte ich halt auch meine Vorurteile (hauptsächlich gegen Stuttgart). Laut, stinkend, dreckig und immer der allgegenwärtige Vandalismus und die Kriminalität. Soo aber hab ich immer gedacht, dass es Frankfurt am Main ist. Okay, trifft vielleicht auf einige Ecken in Frankfurt zu (nein, dieses Bankenviertel sieht jetzt nicht so schlimm aus – und nein, das Occupy-Camp war kein Basislager der kapitalistischen Finanzverbrecher). Inzwischen aber habe ich Frankfurt von anderen Seiten entdeckt. Die große Vielfalt an Kultur, die einem hier geboten wird, erschlägt einen fast schon ganz. Da blickt man nicht durch. Früher in Tübingen an einem Wochenende: ok, wir gehen in die Stadt und haben… eine Handvoll Kneipen und Clubs, in der man abhängen kann. Jetzt in Frankfurt weiß ich manchmal nicht wohin mit den vielen Angeboten.

Als ich nach Frankfurt zog (im Herbst 2010), empfing mich der Herbst und Winter mit Kälte, Nässe und so. Das hab ich als Neuer auf ganz Frankfurt übertragen und so hab ich zuerst Frankfurt nicht gemocht. Doch dann, durch das Kennenlernen von einigen Leuten, die rund um und in Frankfurt leben, arbeiten und die ich inzwischen als Freunde gewonnen habe, hat sich das alles gewandelt. Ich bin viel auf Achse, nicht zuletzt durch das #SchnitzelFFM (ein Phänomen für sich, das nun auch in Stuttgart und in Hamburg gewandert ist) und die Leute in der Piratenpartei Frankfurt. Durch sie alle habe ich gemerkt, wie schön, aufregend und überhaupt nicht langweilig Frankfurt sein kann und ist. Und es macht Spaß. Ja, Frankfurt macht Spaß. Und es ist meine neue Heimat geworden, ich fühle mich wohl hier. Und bin dankbar für die tollen Freunde. Jetzt über Ostern besuche ich Tübingen wieder, freue mich auf die frühe Osternachtsfeier (wie immer um 6 Uhr morgens) in der Stiftskirche und das anschließende Osterfrühstück im Gemeindehaus. Werde dort auf viele altbekannte Gesichter treffen und stolz erzählen können, wie wohl ich mich in Frankfurt fühle und wie viel Spaß (nicht immer, aber zu 98%) die Arbeit in „dieser“ Piratenpartei macht. Auch schön ist es, wieder einmal Tübingen zu sehen und Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.

Was versteht ihr unter „Heimat“ oder wo seid ihr beheimatet?

Von Alexander