Hast Du dich schon mal mit Deinem Familienstammbaum auseinander gesetzt? Oder Verwandte in der Familie die seit Jahrzehnten Familiengeschichten und den Stammbaum fortschreiben und Buch führen? Und Du möchtest das gerne weiter machen und auch digital? Mit diesem Blogbeitrag möchte ich ein wenig über die Verwaltung des Stammbaumes mit webtrees berichten oder zumindest einen Einblick geben, warum ich webtrees nutze.
Hintergrund
Schon seit vielen Jahren interessiert mich die Familiengeschichte und Genealogie meiner Familie Schnapper, ihrer Vorfahren, Verwandten und Verzweigungen. Anfang 2019 habe ich vom Verwandten Jürgen Sauer die Ahnenliste „Michael Wolfgang Sauer, 2. Teil – Ahnen der Großmutter Irmgard Ilse Sauer geborene Walcker“ als Buch (416 Seiten, 1985) zugeschickt bekommen. Weitere Quellen / Familiengeschichten in zum Teils digitaler Form der Verwandten Teuffel und Meyer-König halfen weiter.
Ich fing an die vorhandenen Informationen zu digitalisieren und verwendete dazu die quellfreie (OpenSource) Onlineanwendung „webtrees“, die eine einfache, dezentrale Ansicht/Mitarbeit auch in mehreren Sprachen ermöglicht. Der Familienstammbaum wächst seitdem stetig und reicht aktuell bis in das 16. Jahrhundert mit der Geburt von Christoph Jacob d.Ä. Klüpfel (1632).
Warum webtrees?
Ich habe mich für webtrees entschieden, weil die Anwendung freie Software (OpenSource) ist und die gesamten Daten auf einem eigenen Webserver installiert und auch verwaltet werden können. Das bedeutet im Gegenzug zu anderen (kommerziellen/preispflichtigen) Angeboten etwas mehr Aufwand für Pflege, Updates, Datenbanken etc. Das ist kein Problem für mich, da mir OpenSource-Software nicht unbekannt ist und auch Spaß macht. Der Vorteil liegt in der kompletten Kontrolle der eingetragenen Daten und dass diese nicht für wirtschaftliche/kommerzielle Zwecke missbraucht und dass es ohne zusätzliche Kosten für Software eingesetzt und individuell verändert werden kann. Stammbäume können im GEDCOM-Format im- und exportiert werden.
Weil ich nicht alleine alle möglichen verwandten Menschen kenne oder vielleicht fehlende Daten von Familienmitgliedern ergänzt werden könnten, habe ich auch ein Benutzerhandbuch erstellt und freue mich um Mithilfe. Aktuell ist die Einsicht des digitalen Familienstammbaums ohne das Einrichten eines Benutzerkontos und Anmeldung aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich. Logisch.
Einrichtung
Ich habe zur Einrichtung die Subdomain ancestry.alexander-schnapper.de und auch eine mySQL Datenbank extra dafür erstellt und eingerichtet. Im Grunde hab ich die Anleitungen zur Installation von webtrees befolgt. Den Namen „ancestry“ hab ich bewusst gewählt, weil ich ja auch durch die internationale Familie eine Mehrsprachenauswahl haben möchte. Es gibt keinen Bezug zur kommerziellen Familienstammbaum-Platform mit gleichem Namen.
Nach wenigen Klicks in den Einstellungen war ich auch schon bereit die ersten Daten einzugeben. Nur – bei welcher Person fängt man an? Ich habe zuerst einmal mit mir als ersten Eintrag angefangen, da ich die Daten wusste. Auch logisch. Und dann fing ich an, die weiteren Verknüpfungen in der Familie anzulegen. Später zog ich auch das oben erwähnte Familienstammbaum Buch hinzu und arbeitete mich in den Stammbaum ein, übertrug die Daten manuell in die entsprechenden Felder, setzte Verweise und Kommentare zu einzelnen Personen hinzu.
Bei einigen Daten habe ich auch Verwandte angerufen und nach Hintergründen nachgefragt. Oft sind kleine Anekdoten zu Personen nicht immer verzeichnet, aber helfen beim Lesen und Forschen über die Historie den Vorfahren besser kennen zu lernen.
Disclaimer: Ich biete keinen Support zur Einrichtung von webtrees an, das nur als Hinweis.
Diagramme
Wirklich Spaß macht aber webtrees wenn eine große Anzahl an Daten vorliegt und die mit Diagrammen und Statistiken automatisch generiert werden können. Als Beispiel hier ein Fächerdiagramm von mir als Person ausgehend im Dreiviertelkreis mit 7 Generationen und 150% Zoom. Einige Daten sind von mir aus Datenschutzgründen geschwärzt.
Es gibt noch viele andere Darstellungsmöglichkeiten, auch der Export als PDF oder HTML ist möglich.
Ja, natürlich gibt es einen kleinen Nachteil im Vergleich zu anderen kommerziellen digitalen Stammbaum-Anbietern. Die Grafik. Oder die Ansicht von Stammbäumen. Aber das ist ein kleiner Preis und Schmerz den ich auch gut vertreten kann. Dafür sind alle Daten auch bei mir und ich habe jederzeit die Hoheit darüber. Außerdem – mit ein wenig Geschick und Übung können auch andere schöne Stammbäume grafisch erstellt werden.
Und je mehr Menschen sich mit webtrees oder der Weiterentwicklung beschäftigen so besser wird irgendwann in naher Zukunft auch die grafische Nutzerinteraktion sein. Davon bin ich überzeugt. Das ist ja das Schöne an quellfreier Software. 🙂
Statistiken
Aktuell sind 350 Personen in der Datenbank vorhanden. Webtrees bietet Statistiken an, so dass diese nicht mühsam erstellt werden müssen. Hier als Beispiel die Statistik der Lebensdauer und das Durschnittsalter bezogen auf das Sterbejahrhundert. Das Generieren solch eines Diagrammes wird mit Google Charts erstellt.
Das Durchschnittsalter beim Tod liegt bei 61 Jahren, wovon die männlichen Verwandten 60 Jahre und die weiblichen Verwandten 66 Jahre alt wurden und auch ersichtlich ist, dass die Lebenserwartung in der Familie über die Jahrhunderte gestiegen ist.
Nützlich sind nicht nur die reinen Statistiken, sondern auch die Lebensumstände in denen die Vorfahren lebten. Ich möchte ja auch wissen was ihre Sorgen oder Hoffnungen waren oder wie sie ihre Zeit durchlebt haben. Oft existieren ja Tagebücher oder Briefe und diese können entweder in digitaler Form (Scan oder Fotografie) zur jeweiligen Person hinzugefügt werden. Hilfreich finde ich es auch Fotos der Personen hinzuzufügen.
Kleine Notizen helfen auch, gerade wenn in Krisenzeiten die Familiensituation sich veränderte oder Kriege die Familien zerrissen haben. Das ist sehr tragisch und traurig. Bei einigen Informationen die über die Personen bekannt sind kann dadurch auch ein bisher vorhandenes Bild oder eine Vorstellung besser abgerundet werden. Wie gerne hätte man eine Zeitmaschine und würde sich mit den Vorfahren unterhalten?! Das ist eine schöne Vorstellung.
Kindderreiche Zeiten
Durch die hohe Anzahl von angelegten Verwandten (und ich weiß ich habe längst noch nicht alle) wird auch deutlich, wie viele Kinder es in den Familien zu den verschiedenen Zeiten gegeben hat. Die Durchschnittsanzahl von Kindern beträgt 1,96. Ebenso gibt es auch kinderlose Familien im Stammbaum.
Im 18. und 19. Jahrhundert gab es Familien mit einer hohen Anzahl von Kindern. Bei vielen Eintragungen aus dem gedruckten Stammbaum habe ich durchaus viele Nachkommen entdeckt, aber auch die tragischen Ereignisse von Kriegen oder tödliche Krankheiten im Kindesalter sind ersichtlich. Die medizinische Versorgung war nicht so gut wie in der aktuellen Zeit, auch das hilft die Verganenheit zu verstehen.
Einige Vorfahren hatten 4-12 Kinder. Daraus erklären sich manchmal auch die verschiedenen Familienzweige und die hohe Anzahl an Verwandten. Das hilft beim Verstehen von teils nicht ganz klaren Verknüpfungen in der Ahnengeschichte. Erst durch das Beschäftigen mit der Historie werden einem viele Fragen auch beantwortet. Leider nicht alle. Aber das bewegt mich weiterhin am Familienstammbaum dran zu bleiben und Nachforschungen über die bisher bekannten Informationen anzustellen.
Und damit diese Infos nicht immer nur an mir hängen bleiben, informiere ich von Zeit zu Zeit auch die Verwandten über den Stand der Dinge. In meinen Augen ist das ganz wichtig und essentiell. Informationen nicht nur für sich zu behalten, sondern in der Familie für Aufklärung sorgen.
Barcamp zur Ahnenforschung
Wie bei anderen Themen gibt es auch über die Ahnenforschung ein Barcamp. Oder zumindest hätte es eines geben sollen. Dieses Jahr 2020 hätte es in Frankfurt/Main eine AhnenforschBAR gegeben. Sogar einen Twitteraccount gibt es dazu. Ich hatte mich auf die AhnenforschBAR gefreut. Doch dann musste es verständlicherweise aufgrund der Corona-Epidemie abgesagt werden.
Jetzt bin ich auch gespannt ob sich die Lage im Fühjahr 2021 entspannt oder sich ein möglicher Termin nach hinten terminiert werden muss. Ich bleibe dran. Würde mich natürlich freuen, dort auf andere gleichgesinnte Hobby-Ahnenforscher zu treffen und auszustauschen. Hinter der AhnenforschBAR steckt Barbara Schmidt.
Zumindest beim Barcamp Stuttgart 2019 hatte ich eine Session zu webtrees gehalten (Foto: @itspurplegreen) und auch auf Twitter gab es vereinzelt Rückfragen zur Verwendung von webtrees. Deshalb hatte ich vor längerer Zeit angefangen diesen Blogbeitrag zu schreiben.
Fazit
Tja, was bleibt als Fazit? Braucht es überhaupt ein Fazit für diesen Beitrag? Ich habe versucht einen kleinen Einblick über webtrees zu geben – und wie ich es verwende. Ich würde mich freuen wenn Du ähnliche Erfahrungen in der Ahnenforschung oder bei der Erstellung eines Stammbaumes gemacht hast. Oder Du hast ganz andere Hinweise oder auch Tipps?
Falls Du andere Software zur Verwaltung eines Stammbaumes verwendest würde mich das auch interessieren. Ich bin für einen Austausch offen.
Bleib gesund 🙂