Während der Preisverleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an die Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe in der Frankfurter Paulskirche und der Ansprache des Oberbürgermeisters Peter Feldmann steht Mirrianne Mahn auf und tritt näher an das Rednerpult und unterbricht ihn (Ticker hessenschau.de).

Die Zeit muss sich ändern, die Zeit wird sich ändern. Solange ich hier in Frankfurt bin, werde ich alles dafür tun, dass keine rechte Menschen eine Plattform geboten wird, mit denen sie ihre menschenverachtenden Ideologien verbreiten können.

Mirrianne Mahn, 24.10.2021

Ich bin via Instagram-Feed von Julia Roshan Moniri aufmerksam geworden. Bei ihr auf Instagram ist auch ein Video zu finden. Und auch bei hessenschau.de ist der Beitrag zum Ansehen.

Foto: Instagram

Mirrianne Mahn ist Stadtverordnete im Frankfurter Römer für die Grüne Fraktion und unterbricht Peter Feldmann mit einem flammenden Appell, einer klaren Haltung, unendlichen Mut und spricht ein deutliches Paradox an. Damit ihr Mut nicht wieder in der kurzlebigen Social Media Welt in Vergessenheit gerät, erstelle und schreibe ich diesen Blogbeitrag. Und ich feiere Mirriannes Mut. Dieses Jahr hatte ich zwar vorgehabt zur Buchmesse zu gehen, aber aufgrund der Geschehnisse und die (für mich) nicht nachvollziehbare Haltung der Buchmesse-Organisatoren jegliche Teilnahme (und dadurch auch kein Ticketkauf) erübrigt. Schade.

Die Frankfurter Buchmesse 2021 hat die letzten Tage kein gutes öffentliches Bild abgegeben (Ecosia Suche für weitere Informationen). Nebenbei binde ich passenderweise ein Foto vom Zeichner „Krieg und Freitag“ mit seinem klaren Statement an dieser Stelle ein: „Keine Buchmesse für Nazis!„:

Aber jetzt kann ich euch nur empfehlen das Video anzusehen:

Video von Mirriannes flammendem Appell

Ich habe das Video auf Instagram gesehen und eine Abschrift erstellt von Mirrianne Mahn (MM) und Peter Feldmann (PF).

Abschrift

PF: „… Frankfurt kein Platz, kein Verständnis, keine Toleranz“

PF: „Deshalb möchte ich der Preisträgerin dieses wunderbaren Friedenspreises auch heute gratulieren, von uns allen … (an Mirrianne gerichtet) Und Sie können gleich vielleicht danach was sagen, aber ich möchte gerne erstmal zu der Preisträgerin sagen..“

MM: „Nein, ich würde gerne was sagen. Danke Peter für Deine wichtigen Worte. Der Punkt ist aber, dass ich als schwarze Frau, als Stadtverordnete in Frankfurt hier sehr klar auf ein Paradox hinweisen muss. Wir sprechen über den Diskurs und wir sprechen über Meinungsfreiheit. Rechtsradikale Ideologien, menschenverachtende Ideologien sind keine Meinungsfreiheit. Das Paradox ist, dass wir hier in der Paulskirche, der Wiege der Demokratie, einer schwarzen Frau den Friedenspreis verleihen, aber schwarze Frauen auf genau dieser Buchmesse nicht willkommen waren. Und ich sage ganz klar nicht willkommen waren, weil nicht dafür gesorgt wurde, dass sie sich sicher fühlen. Das ist keine Meinungsfreiheit. Wenn wir dulden, dass rechtsradikale Menschen mit genau diesen menschenverachtende Ideologien eine Plattform hier in Frankfurt, in meiner Stadt, in unserer Stadt, in meiner Heimat bekommen, Menschen die nicht wollen dass andere die aussehen wie ich, die so aussehen wie die Preisträgerin heute in Deutschland sind, dann beteiligen wir uns aktiv an dem nächsten Hanau. Die Zeit muss sich ändern, die Zeit wird sich ändern. Solange ich hier in Frankfurt bin, werde ich alles dafür tun, dass keine rechte Menschen eine Plattform geboten wird, mit denen sie ihre menschenverachtenden Ideologien verbreiten können. Der Diskurs zur Meinungsfreiheit ist hier nicht der Diskurs. Menschen wie ich können hier nicht sitzen und zuhören darüber dass die Buchmesse für einen Diskurs gelobt wird, der für andere existentiell ist. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Herzlichen Glückwunsch.“

(Peter flüstert Mirrianne irgendwas ins Ohr)

PF: „Meine Damen und Herren, auch das ist Frankfurt und gehört dazu.“

Das alles ist schon ein Gänsehaut-Moment für mich gewesen das anzusehen. Und ich bin froh und glücklich, dass wir in Frankfurt eine starke und mutige Frau wie Mirrianne in der Stadtverodnetenversammlung haben, die auch couragiert in genau solchen Situationen auftreten und ihre Meinung lautstark und mit einer kräftigen Message vortragen können. Ich wünsche mir mehr Mut auch von anderen politischen Akteuren hier in Frankfurt!

DANKE Mirrianne!

Beitragsbild: Screenshot ZDF / Instagram Julia Roshan Moniri

Von alex

Bloggt seit 1999/2000, glücklicher Ehemann und Papa. Gebürtig aus der Uni-Stadt Tübingen und dann 2010 nach Frankfurt am Main gezogen. Von dort Ende 2022 weggezogen und leben glücklich im ländlicheren Raum. Mehr auf meiner Über mich-Seite

2 Gedanke zu “Mirrianne Mahn: Die Zeit muss sich ändern, die Zeit wird sich ändern”
  1. Wie wäre es sich mal nicht so wichtig zu nehmen. Dieses grundlose märtyrerhafte Getue ist mittlerweile nur noch lächerlich und nervt.

Kommentare sind geschlossen.