Zusammen mit anderen Personen und 15 Bürgerrechtsorganisationen habe ich als Blogger, Netzaktivist und Mitglied im KV Frankfurt der Bündnis 90 / Die Grünen in Hessen, folgenden offenen Brief an die hessische Landtagsfraktion der Grünen mitunterzeichnen dürfen.
Wir appellieren – gestützt auf die bürgerrechtlichen Positionen, die Bündnis90/Die Grünen von Beginn an mitgeprägt haben – den Schutz der Bürgererinnenrechte auch in Hessen wieder in den Fokus der grünen Landespolitk zu nehmen.
Hier ist der offene Brief im Wortlaut:
An die Landtagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in Hessen
Sehr geehrte Damen und Herren Landtagsabgeordnete,
das Wahlergebnis spricht dafür, dass Sie und Ihre Fraktion mit großer Wahrscheinlichkeit der nächsten hessischen Landesregierung angehören werden. Wir möchten daher – gestützt auf die bürgerrechtlichen Positionen, die Ihre Partei von Beginn an mitgeprägt haben – an Sie appellieren, den Schutz der Bürger*innenrechte auch in Hessen wieder in den Fokus Ihrer Landespolitik zu nehmen.
In der vergangenen Wahlperiode haben Sie – gemeinsam mit der hessischen CDU – diverse Veränderungen an hessischen Landesgesetzen beschlossen, die Polizei und Verfassungsschutz deutlich erweiterte Befugnisse einräumen und damit zugleich massiv in Grundrechte der Bürger*innen unseres Landes eingreifen. Beispielhaft möchten wir drei Punkte benennen:
- Den sogenannten Hessentrojaner, der es der hessischen Polizei erlaubt, unbemerkt Smartphones, Computer oder andere mit dem Internet verbundene Geräte zu kontrollieren; Die Installation soll über Sicherheitslücken geschehen, die dann auch für Kriminelle offen stehen.
- die Erweiterung der Befugnisse des Hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) bei der Überprüfung von Personen und Projekten, die der Abwehr von Islamismus, Rechtsradikalismus und anderen demokratieverachtenden Bestrebungen dienen und durch Mittel des Landes Hessen gefördert werden;
- unzureichende Rechte des Parlamentarischen Kontrollgremiums auch in Hinsicht auf Oppositionsrechte und den Schutz von Whistleblower*innen.
In anderen Bundesländern, in denen die jeweiligen Landesregierungen Verschärfungen der Polizei- und/oder Geheimdienstgesetze planen (Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen) oder bereits beschlossen haben (Bayern) sind die Landtagsfraktionen von Bündnis 90 / Die Grünen Teil der Bürgerrechtsbewegung, die sich – teilweise in Massenprotesten (Demonstrationen in München, Düsseldorf und Hannover) – gegen den Abbau von Grundrechten zur Wehr setzen. In Bayern hat die Landtagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen gar eine eigene Verfassungsbeschwerde gegen die Verschärfungen im dortigen Polizeiaufgabengesetz auf den Weg gebracht.
Wir bitten Sie, die in der vergangenen Legislaturperiode beschlossenen Verschärfungen zu Lasten der Bürger*innenrechte im Hessischen Sicherheits- und Ordnungsgesetz und im Hessischen Verfassungsschutzgesetz einer Überprüfung hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit mit Demokratie und Grundrechten zu unterziehen und verweisen dabei auf die zahlreichen eingereichten Stellungnahmen. Sollten die Maßnahmen sich darin als untauglich oder demokratiefeindlich erweisen, bitten wir Sie, die Verschärfungen vollständig rückgängig zu machen!
Zugleich regen wir an, dass Sie die Initiative dafür ergreifen, das Hessische Informationsfreiheitsgesetz in der kommenden Legislaturperiode zu einem Transparenzgesetz nach Hamburger Vorbild weiter zu entwickeln.
Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Der Offene Brief ist unterzeichnet von
- Attac Regionalgruppe Rüsselsheim und Umgebung
- Bündnis „Demokratie statt Überwachung“ Darmstadt
- Bündnis gegen Berufsverbote Hessen
- Chaos Computer Club Darmstadt, stellvertretend für das Bündnis der Hessischen Erfahrungsaustauschkreise und Chaostreffs des CCC
- Chaos Computer Club Frankfurt
- dieDatenschützer Rhein Main
- Digitalcourage e. V.
- Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) e. V.
- Humanistische Union Hessen
- Humanistische Union Marburg
- Internationale Liga für Menschenrechte e.V.
- Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.
- Marburger Initiative gegen den Überwachungsstaat (MIgÜSt)
- Piratenpartei Deutschland, Landesverband Hessen
- Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Kreisvereinigung Frankfurt
Darüber hinaus haben mehr als 20 Personen aus Hessen den Offenen Brief unterzeichnet. Er ist hier im Wortlaut nachlesbar.
https://www.instagram.com/p/BbomssIhP7u/
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