Ich war die letzten Jahre nicht sonderlich viel in kulturellen Einrichtungen Frankfurts unterwegs. Zumindest nicht in Clubs oder Diskotheken. Vor vielen Jahren war ich aber mal mit F. in Frankfurt Sachsenhausen unterwegs und wir sind in der Textorstraße in den Clubkeller gegangen. Da spielte eine Indieband oder eine lokale Band, die hatte es richtig drauf. Spaß an dem Abend hatte ich auf jeden Fall, war so wie ich mir einen Clubkeller vorgestellt hatte. Kein Schicki-Micki-Club oder Türsteher die nur ihre kleine Welt und Aggressionen zum Vorschein bringen und teils eine Weltanschauung haben, die ich nicht teile. Es war ein Keller mit normalen Menschen, gute Musik – nichts perfekt, aber genau richtig.

Leider jedoch blieb es nur bei dem eine Besuch. Lag wohl daran, dass ich woanders in Frankfurt wohnte und meine zeitliche Einteilung und meine Freizeit damals doch anders waren und ich nicht so oft wie eigentlich gedacht und gewollt erneut oder öfters in den Clubkeller gegangen bin. Weil im Hinterkopf war ja, später mal werde ich Zeit haben. Tja. Und dann brach Ende 2019 das Covid-19 Virus aus und die letzten Monate höre ich von sehr vielen Seiten aus der kulturellen und musikalischen Ecke im Freundes- und Bekanntenkreis die Stimmen lauter werden: Wir werden nicht überleben. Vieles wird nicht mehr tragfähig sein.

Und in mir sitzt der Kloß fest und ich dachte mir schon, die Politik wird ihre finanziellen Mittel noch weiter ausschöpfen und gemeinsam kulturelle Einrichtungen und Institutionen retten. Nicht nur die prestigeträchtigen Opernhäuser oder Theater, sondern auch die kleinen subkulturellen Institutionen. Aber wie es scheint, passiert das leider nicht.

Und dann höre ich in einer Instagramstory von Ivi dass der Clubkeller Frankfurt schließt. Und im Blog vom webrocker lese ich dann mehr davon. Auf der Clubkeller Frankfurt Website steht dann auch der Schlusstext.

Berührend und wichtig davon sind die letzten Sätze:

Mir bleibt zu wünschen, daß Euch im großen Städtle am Main der kulturelle Kahlschlag nicht zu sehr die Lebensfreude nimmt und Euch vielleicht im Privaten was einfällt, um unsere schöne kleine Alternativkultur in neuen Formen am Leben zu erhalten. Vielleicht sehen wir uns wieder in einem neuen Clubkeller, wenn die Clubkiller besiegt sind:

  • wenn ein Impfstoff gefunden und verteilt ist –
  • wenn die Immobilienbranche Ihre dann jahrelangen Leerstände infolge der versiegenden Staatshilfen für die durchreichenden Gastronomen und Veranstalter zu vernünftigen Konditionen bereitstellt.
  • wenn der Staat die benachteiligenden Rahmenbedingungen für die Gastronomie und Veranstaltungsbranche nachhaltig reformiert 
  • wenn die Kommunen Schutzschirme für die bedrohte Kultur aufspannen und dauerhaft gegen den Verwertungswahn absichern.

(Man wird ja nochmal träumen dürfen!)

Und ich merke, wie langsam aber sicher das der Beginn ist. Wenn die entscheidenden Politiker:innen nicht richtig handeln. Der Beginn vom Ende in der kulturellen Szene. Das wird auf lange Frist richtig bitter werden – für alle. Selbst für mich, der die letzten Jahre eigentlich nur Gast und Besucher von zB der Brotfabrik Frankfurt war und es für selbstverständlich genommen hat, dass es Leute gibt, die mit Leidenschaft für eine bereichernde Kultur hinarbeiten.

Fühle mich machtlos – im Moment jedenfalls. Vielleicht gibt es ja doch Möglichkeiten aktiv zu werden oder was zu bewirken und andere vor dem Schritt des Endens zu bewahren. Früher – in Tübingen Zeiten war ich aktiver, habe mich für eine BI Kultur und Nightlife eingesetzt und mit in der Szene mitgearbeitet neben dem Beruf – letzendlich kam dort ein Clubsterben auch schon, so sehr wir uns anstrengten. Traurig..

Wie geht es Dir dabei? Kennst Du den Clubkeller? Warst Du da öfters zugange, hast Erinnerungen die Du teilen möchtest? Oder wie ist Deine Einstellung zum Thema?

Oder anders gesagt – was würde Dir fehlen wenn Kultur nicht mehr da wäre…

Erschreckend.

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Von alex

Bloggt seit 1999/2000, glücklicher Ehemann und Papa. Gebürtig aus der Uni-Stadt Tübingen und dann 2010 nach Frankfurt am Main gezogen. Von dort Ende 2022 weggezogen und leben glücklich im ländlicheren Raum. Mehr auf meiner Über mich-Seite