Rücktritt als Beisitzer im Kreisvorstand Ansbach (März 2025)
Es fällt mir echt nicht leicht, diese Zeilen zu schreiben und dann auch zu veröffentlichen, aber ich trage schon seit Dezember letzten Jahres (2024) die Gedanken herum. Und ich merke jetzt im neuen Jahr, dass ich die Ausrichtung meiner politischen ehrenamtlichen Tätigkeit deutlich fokussieren muss, um nicht den Überblick zu verlieren. Und daher wird der Beitrag auch in zwei Kategorien veröffentlicht, in „In eigener Sache“ und „Politik„. Hier im Beitrag möchte ich genauer erklären, was meine Gründe für die Neufokussierung waren und sind.
Für alle, die nicht länger lesen möchten, hier eine Kurzfassung:
Ich bin als Beisitzer der Grünen im Kreisverband Ansbach zurückgetreten. Nicht ausgetreten!
(Nein, nicht wegen der Bundestagswahl, deshalb ruhig weiter die Gründe lesen!)
Hier das Foto welches im Oktober 2023 bei der Wahl des neuen Kreisvorstandes entstanden ist:

Rolle Beisitzer im Kreisverband
Ende 2023 bin ich durch die Kreismitgliederversammlung des Kreisverbandes Ansbach der Grünen zum Beisitzer in einem neuen Vorstandsteam gewählt worden. Das ist eine sehr große Ehre und ein schöner Vertrauensvorschuss als Neu-Franke (damals) und bisher unbekannte Person im Kreisverband gleich gewählt zu werden. Ich habe schnell gemerkt, wie groß wirklich der Landkreis ist – bisher war ich ja „nur“ Großstädte wie Frankfurt gewohnt, aber politische Arbeit im flächenmäßig größten Landkreis Bayerns – das ist schon eine neue Hausnummer.
Aber durch viele engagierte und freundliche Menschen im Landkreis habe ich Anschluss gefunden und immer mehr Orte und Städte im Landkreis besuchen dürfen (bei weitem nicht alle und nicht ausgiebig genug), habe mich im Kreisverband eingebracht und dem Vorstand bei Durchführung von Mitgliederversammlungen und anderen Veranstaltungen geholfen, in der Digitalisierung (Website, Technik, Grüe Tools) unterstützt. Das ist ein tolles Ehrenamt, auch wenn die Zeiten damals im Vergleich zu heute auch nicht besser waren, was das politische Klima und die Stimmung uns Grünen betrifft und betraf. Ich hatte immer vor, wie früher bei der ehemaligen Partei von mir, darüber zu bloggen und/oder ein Blog hier zu führen. Aber die Zeit (auch mit Familie und Beruf) hat mir dann da nicht mehr viel Freizeit eingeräumt dafür. An dieser Stelle gelobe ich mir zukünftig mehr und bessere Transparenz.
Die Rolle des Beisitzers im Kreisvorstand ist nicht genau oder exakt beschrieben, öffentliche Vertretung nach außen sind bei den Grünen beide gleichwertige Sprecher / Vorsitzenden, dann gibt es unseren Schatzmeister und neben mir zwei weitere Beisitzerinnen im aktuellen Kreisvorstand Ansbach. Alle außer mir (bei der Partei Die Grünen) mit sehr viel politischer Vorerfahrung in Ämtern oder Mandaten (Bezirk oder Stadtrat) und unendlichem Eifer auch im ländlichen Raum Politik der Grünen sichtbar und partizipativ zu gestalten. Das schüchtert schon ein und die Skepsis mir gegenüber (auch wenn es nie so gesagt wurde) als Grünschnabel ist nicht ohne, aber ich kann durchaus sagen, dass ich mich in den letzten Jahren gut geschlagen habe. Ist zumindest mein Eindruck und auch die Resonanz von Mitgliedern anderer Gliederungen im Kreisverband.
Ich würde trotzdem allen Menschen die sich vorstellen könnten, Beisitzer*in zu werden oder bei einer Kreismitgliederversammlung sich für den Offenen Platz des Beisitzers zu bewerben empfehlen, dies zu tun. Ich glaube auch, dass es Menschen gibt, die das besser und mit mehr Verve im Kreisverband Ansbach einbringen können oder auch keine Doppelbelastung im politischen Sinne haben wie ich (und andere). Denn genau das ist der Knackpunkt, ich werde dieser Doppelbelastung als Beisitzer im Kreisvorstand und auch als Sprecher/Vorstand im Ortsverband Rothenburg und Umland nicht gerecht. Da gibt es viele Themen und Punkte, die sich reiben und wo ich mich auch innerlich zerrieben habe. Ich fände es mal schön, im Kreisvorstand Leute zu haben, die nicht zusätzlich Mandatsträger*innen oder Ämter innehaben. Oder auch mal neue Aspekte einbringen und eine andere Richtung einschlagen wollen.
Kein idealer Zeitpunkt
Es ist nie der ideale Zeitpunkt für so einen Schritt. Aber durch die Änderungen im November (DANKE FDP, nicht!) und der vorgezogenen Bundestagswahl ist nicht nur bei mir der Kalender durcheinander gewirbelt worden und Planungen mussten schnell verändert werden. Das ist gerade bei ehrenamtlicher Tätigkeit nicht einfach. Denn, als berufstätige Person habe ich ja auch eine Verpflichtung meinem Arbeitgeber und neben der Arbeit möchte ich auch viel Zeit mit der Familie verbringen. Das und weitere Hobbies immer ideal unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach und die letzten Monate immer schwieriger geworden.
Für mich ist aber der Zeitpunkt, eine Reißleine zu ziehen genau jetzt im März gut, nach der Bundestagswahl. Habe natürlich mit Familie und sehr engen Vertrauten und mit meinem Ortsvorstand/Ortsverband darüber lange gesprochen.
Ich sollte auch ergänzen, dass ich seit Frühling letzten Jahres 2024 auch noch im Ortsverband Rothenburg und Umland zusammen als Sprecher*innen/Vorsitzenden-Team gewählt wurde und mir die Arbeit dort im Ortsverband sehr viel bringt, ich dort auch viel bewegen kann und die Möglichkeiten der organisatorischen und strukturellen Veränderung nutzen kann (was im Kreisvorstand nicht wirklich möglich war/ist, speziell agile Arbeits-/Denkweisen).
Dies ist möglich, weil ich ein super Vorstandsteam im Ortsverband habe, aber auch sehr erfahrene Mitglieder, die mir den Rücken freihalten und auf die ich mich verlassen kann. Ich fing also an, im letzten Jahr im Ortsverband zur Übersichtlichkeit Strukturen zu verändern, organisatorisch auch die Öffentlichkeitsarbeit (Internet, Social Media) neu auszurichten und für interessierte Menschen eine niedrigschwellige Möglichkeit der Partizipation anzubieten (zB über Stammtische oder hybride Mitarbeit). Das Ergebnis – viele neue Mitglieder. Wobei ich das nicht auf mich direkt zuschreiben möchte, insgesamt hatten wir im letzten Jahr und auch in diesem Jahr viele neue Mitglieder bundesweit erhalten. Aber für eine kleinere Stadt und einen Ortsverband ist das schon sehr erfreulich, was für tolle neue Menschen zu uns kommen und auch aktiv helfen wollen, politisch Dinge zu verändern.
Dabei ist klar – mich klonen geht nicht. Wenn ich mich mit viel Intensität und Leidenschaft für etwas einsetze, müssen andere Dinge leiden. Und darunter fällt dann auch meine ehrenamtliche Arbeit als Beisitzer im Kreisvorstand. Es wäre unfair, auch dem Kreisvorstands-Team gegenüber, wenn ich in der Rolle als Beisitzer bis zur nächsten Kreismitgliederversammlung im Herbst 2025 verbleiben würde und die Arbeit reduziere. Den Mitgliedern im Kreis und Ortsverband gegenüber wäre das nicht gerecht. Das möchte ich vermeiden.
Der Kreisvorstand ist gut aufgestellt und muss wegen meines „Rücktrittes als Beisitzer“ nicht neu gewählt werden, es muss auch keine extra Mitgliederversammlung einberufen werden.
Gründe für Rücktritt
Ja, Gründe gibt es natürlich. (Mit Rücktritt im Parteienspektrum kenne ich mich aus.. 😆) Dass ich mich mehr (auch wegen der Kommunalwahl 2026) in und für die Stadt und den Ortsverband Rothenburg und Umland einsetzen möchte ist klar und dass ich dann die Zeit die ich dafür aufbringen möchte nicht mehr dem Kreisverband als Beisitzer widmen möchte, sicher verständlich. Aber auch eine Chance für andere dies zu machen. Es hat nichts mit der Auswirkung oder den Ergebnissen der Bundestagswahl 2025 und den Ergebnissen für die Grünen zu tun!
Meine Refokussierung auf den Ortsverband ist bewusst gewählt, da kann ich mich auf die Stadt und Stadtpolitik mehr einlassen, im Ortsverband mehr Aktionen planen und Zeit einbringen, die ich dafür nicht hatte, weil ich diese Zeit für den Kreisverband eingebracht habe. Die Aufgaben im Ortsverband sind nicht wenig und auch da gibt es noch einige Hürden zu meistern, auf die ich mich aber freue – auch und gerade wegen der Herausforderungen.
Außerdem bin ich auch freier mit anderer Meinung in den Gruppen des Kreisverbandes. Ich habe im letzten Jahr eie andere Meinung bei einem Satzungsänderungsantrag gehabt (und trotzdem FÜR den Antrag als Beisitzer im Kreisvorstand für den Kreisvorstands-Antrag gestimmt), aber bei einigen schien das Hochverrat zu sein, auch wenn in nachträglicher Diskussion das nicht so gesagt wurde… Wayne…
Dieser Beitrag erscheint nun NACH der Kreismitgliederversammlung, in der ich nach der Begrüßung meinen Rücktritt kurz erklärt habe (kurz, weil ich nicht die Dauer der Versammlung in die Länge ziehen wollte). Da aber einige andere Mitglieder in den Auszählpausen mit mir darüber reden wollten, habe ich entschieden, den Beitrag hier zu editieren und kleine Anmerkungen anzufügen, wie sich der gestrige Abend angefühlt hat.
Rücktritt kein Scheitern
Für mich bedeutet ein Rücktritt kein Scheitern, sondern ehrlich, transparent und authentisch als Person aufzutreten. Es wäre in meinen Augen unehrlich und nicht authentisch wenn ich bis Herbst weiter gemacht hätte (siehe oben). Ich habe keine Ambitionen mich durch Ämter zu definieren, sondern durch mein Handeln. Ämter wie die Rolle des Beisitzers sind gut, um Dinge konkreter und (so hatte ich die Hoffnung) effektiver anzugehen – und im Vergleich zu meiner Rolle als Ortssprecher merkte ich, dass der Rückhalt im Ortsverband höher war, Dinge zu hinterfragen und anders zu gestalten als auf Kreisvorstandsebene.
Mein Ziel für 2026 ist es, kommunalpolitisch in der Stadt in der ich lebe als Stadtrat gewählt zu werden. Das ist aber nicht selbstverständlich und bedarf guter Vorbereitung, Planung, Wahlkampf und auch Zeit, deshalb (siehe auch oben) fokussiere ich meine Zeit darauf. Ich habe nicht vor, politisch irgendwie „Karriere“ zu machen, ich habe schon einen Beruf der mich sehr glücklich macht. Das Ehrenamt ist eine Art Ausgleich.
Beim gestrigen Abend war klar (und das hatte ich auch nicht erwartet), dass ich keine große Dankesrede oder Abschiedsgeschenk oder so zu erwarten hatte, ich war ja „nur“ 18 Monate Beisitzer und keine zwei Jahre oder die volle „Zeit durchgehalten“. Der gestrigen Abend war für mich eine Erleichterung. Ich fühlte mich einfach nicht mehr wohl und wollte auch nicht mehr „durchhalten“
Danke an unsere Kreisgeschäftsführerin Regina, mit der ich immer sehr gerne zusammengearbeitet habe und auch gerne weiterhin (als OV Sprecher) zusammenarbeite. Du bist ein Segen für uns Grüne und ohne Dich wäre sehr viel nicht möglich! Danke an Franziska, Johannes und Oliver für eure freundlichen Worte und Verständnis und Zusammenarbeit in der Zeit im Kreisvorstand.
Jetzt habe ich aber genug geschrieben.
Danke Alex für dein Engagement.
Ich hoffe, du bleibst und trotzdem auch auf Mittelfrankenebene erhalten.